Die Schweiz im Corona-Winter

Schweiz: Kumulierte Übersterblichkeit, 2010-2020 (Daten: BFS)

Publiziert: 4. Dezember 2020
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Die Schweiz erlebte im November, wie bereits erwartet, einen sehr starken Anstieg der Corona-bedingten Übersterblichkeit (siehe Grafik oben). Die Gesamtmortalität im November entspricht mit circa 0.098% einem sehr starken Grippe-Monat, wie zuletzt im Januar 1983, 1997 und 2000. Eine vergleichbare November-Mortalität gab es zuletzt 1957 während der Asiatischen Grippe (s. unten).

Der Altersmedian der Schweizer Corona-Todesfälle bleibt indessen weiterhin sehr hoch und liegt bei 88 Jahren für Frauen und 83 Jahren für Männer (gesamt: 86 Jahre). Unter 65 Jahren gibt es in der Schweiz – im Unterschied zu starken Grippewellen – weiterhin keine Übersterblichkeit. Dieser extreme Altersgradient ist der Grund, weshalb Covid eine “seltsame Pandemie” zu sein scheint.

(Allerdings können auch junge und gesunde Personen durch SARS-CoV-2 in 5% bis 10% der Fälle eine langwierige Lungenentzündung oder eine ausgeprägte post-virale Müdigkeit erleiden.)

Die folgende Grafik vergleicht die kumulative monatliche Mortalität (in Prozent der Bevölkerung) von 2020 mit einigen Spitzenjahren seit 1950: den starken saisonalen Grippewellen von 2017, 2015, 2000 und 1951, den Grippepandemien von 1957 und 1968/1969 (gegen beide gab es bereits nach wenigen Monaten eine Impfung), dem Grippe- und Hitzejahr 2003, sowie dem Grippe- und Heroinjahr 1990. Die noch viel stärkeren Grippejahre wie 1929 und 1918 sind aus Platzgründen nicht abgebildet.

Schweiz: Kumulative Mortalität in Spitzenjahren (Daten: BFS)

Die folgende Abbildung zeigt die kumulative Mortalität von Januar bis November (ohne Dezember) für die Jahre von 1900 bis und mit dem Corona-Jahr 2020 (der Anstieg ganz am Ende der Kurve). Die Corona-Todesfälle sind seit Mitte November 2020 wieder etwas rückläufig, allerdings dürfte die Antikörperprävalenz in den meisten Regionen der Schweiz erst bei 10% bis 20% liegen.

Insgesamt war in der Schweiz dieses Jahr etwa einer von zehn Todesfällen Corona-bedingt. Krebs war als Todesursache knapp dreimal und Herzkrankheiten knapp viermal häufiger als Corona.

Schweiz: Mortalität Januar-November von 1900 bis 2020 (Daten: BFS)

Die Schweiz verfügt weiterhin über kein Prophylaxe- und Frühbehandlungskonzept, mit dem sich die Corona-bedingten Hospitalisierungen und Todesfälle laut internationalen Studien um bis zu 80% reduzieren ließen. Tatsächlich haben sich Schweizer Behörden und Beratergremien sogar wiederholt gegen eine solche Frühbehandlung ausgesprochen. Stattdessen wurde auf kaum wirksame Masken, problematische Massen-PCR-Tests und eine ineffiziente Contact-Tracing-App gesetzt.

Die Auslastung der Intensivstationen liegt schweizweit bei circa 80%, ein grundsätzlich normaler Wert, der indes auch durch die Reduktion von nicht-dringenden Operationen erreicht wurde. Zudem gibt es deutliche regionale Unterschiede: Die Auslastung der Intensivstationen reichte bisher von circa 60% in Graubünden bis zu temporär nahe 100% in einigen westschweizer Kantonen.

Der vergleichsweise liberale und “eigenverantwortliche” Umgang der Schweiz mit der Corona-Pandemie stößt auch international auf – oftmals kritisches – Interesse: siehe etwa die Reportagen der ARD und des ZDF. Deutschland tut sich seinerseits schwer damit, aus dem bereits bis Januar verlängerten “kurzzeitigen Lockdown” wieder auszusteigen, ohne einen erneuten Anstieg der Infektionen zu riskieren, zumal die Coronaviren-Saison noch bis April dauert.

Letztlich gilt es, die Bevölkerung zu schützen, ohne dabei einen Pyrrhussieg zu erringen.

Lockdowns in Europa im November 2020 (Statista)
Corona-Todesfälle pro eine Million Einwohner in der Schweiz und in Schweden (beide ohne Lockdown) sowie in Deutschland und Österreich (beide mit Lockdown). Schweden ohne Maskenpflicht. (Quelle: OWD)

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