Publiziert: 9. August 2020 (Aktualisiert)
Teilen auf: Twitter / Facebook
Das Schweizer Onlinemagazin Republik versucht in einem aktuellen Beitrag die Corona-Pandemie einzuordnen. Doch die Situation ist etwas komplexer.
Die Datenlage sei “relativ klar”, so die Republik, die Corona-LetalitĂ€t (IFR) liege bei 0.5% bis 1%. In Genf seien es laut Antikörperstudien 0.64%. Der vom Schweizer Infektiologen Professor Vernazza genannte Wert von circa 0.1% sei hingegen eine “verantwortungslose Falschbehauptung”.
Die schwedische Strategie der HerdenimmunitĂ€t sei deshalb keine Option â obschon man einrĂ€umt, dass die Schweiz nach dem folgenschweren Lockdown derzeit eigentlich nahe am schwedischen Modell dran ist und sich vor allem noch in puncto Maskenpflicht unterscheidet.
(Schweden kam ohne Lockdown und GrundÂschulÂschlieĂungen durch die Pandemie und hat eine GesamtmortalitĂ€t im Bereich einer starken Grippewelle. Der schwedische ChefÂepidemioÂloge bezeichnete eine Maskenpflicht selbst im öffentlichen Verkehr zuletzt als “nutzlos”.)
Die Republik begeht mit ihrer IFR-EinschĂ€tzung indes die beiden klassischen Fachfehler und berĂŒcksichtigt weder die demographische Struktur noch die zellulĂ€re und mukosale ImmunitĂ€t. Das Beispiel Genf, einer der bisher gröĂten Schweizer Corona-Hotspots, illustriert das deutlich.
Der Kanton Genf mit 500’000 Einwohnern hatte im Mai eine IgG-Antikörper-PrĂ€valenz von ca. 10 bis 12%. Doch knapp 50% der 286 TodesfĂ€lle erfolgten in Pflegeheimen, die 0.8% der Bevölkerung umfassen â und einen gezielten Schutz und keinen allgemeinen Lockdown benötigen.
Der angepasste IFR-Wert fĂŒr die Allgemeinbevölkerung liegt damit bei (höchstens) 0.32% â was die Studienautoren im technischen Anhang erwĂ€hnen. BerĂŒcksichtigt man zusĂ€tzlich die vielen milden FĂ€lle ohne IgG-Antikörper, so fĂ€llt der tatsĂ€chliche IFR-Wert selbst in Genf durchaus auf ca. 0.1%.
(Auch die Antikörperfrage kennen die Autoren der Genfer Studie natĂŒrlich und erwĂ€hnen sie im zweitletzten Abschnitt. Selbst in Wuhan blieben bekanntlich bis zu 87% aller FĂ€lle “unbemerkt”.)
TatsĂ€chlich liegt die LetalitĂ€t sogar noch tiefer als von der Genfer Studie vermutet, denn wĂ€hrend diese alle Personen ĂŒber 65 zusammenfasst, waren in Wirklichkeit 75% der TodesfĂ€lle ĂŒber 80 Jahre alt. Unter 70 Jahren starben insgesamt 24 Menschen (darunter keine Kinder und Jugendlichen).
Auch diese hĂ€tten vielleicht nicht sterben mĂŒssen, wenn die Schweiz ein FrĂŒhÂbehandlungsÂkonzept anwenden wĂŒrde, statt die Menschen bis zum Notruf (oder Tod) zuhause einzuÂschlieĂen. Mit Blick auf den Herbst könnte â und sollte â ein solches Konzept immer noch eingefĂŒhrt werden.
Doch davon spricht interesÂsanterÂweise weder die Republik noch ein anderes Schweizer Medium. Offenbar wartet man lieber auf experimentelle Impfstoffe mit unklaren NebenÂwirkungen, fĂŒr die die Schweizer Regierung mehrere hundert Millionen Franken ausgeben wird.

