Corona in Deutschland (2020)

Publiziert: 12. August 2020
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Deutschland verzeichnete im Frühjahr 2020 circa 9000 Corona-Todesfälle und im Vergleich zu den Vorjahren damit keine wesentliche Übersterblichkeit. Das ist die gute Nachricht.

Der Grund dafür war vermutlich nicht so sehr der Lockdown von Ende März (dieser kam zu spät), sondern bereits die kleineren Maßnahmen und Verhaltensänderungen von Mitte März.

Die schlechte Nachricht ist, dass Ende Juni erst 1,3% der deutschen Blutspender IgG-Antikörper gegen das neue Coronavirus hatten. Dieser Wert ist im europäischen Vergleich gering. Blutspender im schwedischen Stockholm hatten bereits im Mai zu 13% IgG-Antikörper (und zu 29% T-Zellen).

Die tatsächliche Immunität in Deutschland wird zwar durch Nicht-Blutspender (Kinder, Erkrankte) und dank mukosaler (IgA) und zellulärer Immunität (T-Zellen) etwas höher liegen. Doch von der kritischen Marke von circa 20% IgG-Antikörper – wie in internationalen Hotspots von Norditalien bis New York – ist man in Deutschland jedenfalls noch weit entfernt.

Zum Vergleich: Der von Professor Streeck untersuchte Gangelt-Hotspot im Kreis Heinsberg bei Köln hatte bereits Anfang April eine Antikörperrate von 15% bis 20%. Das Medianalter der deutschen Corona-Todesfälle liegt bei 82 Jahren, 85% der Verstorbenen waren über 70 Jahre alt. Professor Streeck berechnete aus den Gangelt-Daten eine bevölkerungsbasierte Corona-Letalität (IFR) von circa 0,30% und prognostizierte bis Ende Jahr keine Übersterblichkeit in Deutschland.

Doch angesichts der geringen Antikörperwerte bei deutschen Blutspendern erscheint das Risiko für einen erneuten – und realenAnstieg der Infektionen und Erkankungen ab Herbst sehr hoch. Dass bis zu 80% der Menschen bereits über kreuzreaktive T-Zellen verfügen, könnte den Krank­heits­verlauf möglicherweise mildern, aber bedeutet keinesfalls eine “Immunität” gegen das Coronavirus.

Stoffmasken werden einen solchen Anstieg zudem eher nicht aufhalten können, wie z.B. Kalifornien, HawaiiSpanien und Japan mit stark steigenden Infektionszahlen trotz Masken zeigen. Der Grund dafür ist wohl, dass Stoffmasken virenhaltige Aerosole in Innenräumen kaum herausfiltern können.

Im Unterschied zum Frühjahr 2020 wird sich das neue Coronavirus ab Herbst zudem mit Grippeviren und Erkältungsviren überschneiden, was zu zusätzlicher Komplexität, potentiellen Fehlalarmen und erhöhter Belastung der medizinischen Infrastruktur führen kann.

Zum Vergleich: Die Hongkong-Grippepandemie von 1968 bis 1970 forderte in Deutschland (BRD plus DDR) bis zu 60’000 Leben, und weltweit über eine Million. Covid-19 ist davon bevölkerungs­angepasst zwar noch deutlich entfernt, aber im Grundsatz eben doch damit vergleichbar.

SPR empfiehlt Behörden und Ärzten, sich eingehend mit den in bisherigen Pandemie-Hotspots erprobten Frühbehandlungs-Konzepten zu befassen. Personen mit erhöhtem Risiko sollten sich bei Auftreten der ersten Covid-Symptome umgehend an einen Arzt wenden. Denn je früher die Viren­replikation reduziert werden kann, desto besser sind die Chancen auf einen milden Verlauf.

Bei Kindern ist das Erkrankungs- und Übertragungsrisiko nach allen bisherigen und internationalen Erkenntnissen minimal (siehe z.B. hier und hier). Kinder sollten deshalb wenn möglich nicht von den kleinen Helden zu den großen Verlierern dieser sonderbaren Pandemie werden.

Das Beispiel Schweden zeigt jedenfalls, dass die Pandemie auch bei Wahrung der Grundrechte, in Kooperation mit der Bevölkerung und ohne Zerstörung der lokalen Oekonomie unter Kontrolle gehalten werden kann – mit nur einem Fünftel der deutschen Intensivbettenkapazität.

Siehe auch: Corona-Antikörperwerte in Deutschland

Bisherige Corona-Epidemie in Deutschland (Quelle: CIDM)

Siehe auch


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