Die Schweiz im Lockdown

Schweiz: Corona-Fallzahlen seit September (OWD)

Publiziert: 16. Januar 2021
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Die Schweiz geht aufgrund der “britischen Virusvariante” in den Lockdown. Eine Analyse.

Die Schweizer Bundesregierung entschied sich nun doch noch für einen weitgehenden Lockdown ab kommender Woche. Dies obschon alle Indikatoren bereits seit November zurückgehen und die Maßnahmen von Mitte Dezember – wie schon in Deutschland – keinen zusätzlichen Effekt hatten (siehe Grafik oben). Für die Wirksamkeit der nun geplanten Schließung “nicht essentieller Geschäfte” gibt es ebenfalls keine wissenschaftliche Evidenz – im Gegenteil.

Der Auslöser für den Regierungsentscheid war das Aufkommen der vielleicht ansteckenderen “britischen Virusvariante”. Allerdings war ohnehin klar, dass die Coronaviren-Saison in den Wintermonaten ihren Höhepunkt erreichen würde. Laut WHO lässt sich etwa die starke Zunahme der Infektionen im ehemaligen “Lockdown-Vorbild” Irland nicht auf die britische Variante zurückführen. Auch in Osteuropa (Tschechien, Slowenien, Ungarn etc.) war dies nicht der Fall.

Zudem könnten Hospitalisierungen und Todesfälle durch die ambulante Frühbehandlung von Corona-Risikopatienten laut internationalen Studien um etwa 80% reduziert werden. Einer der renommiertesten Schweizer Ärzte bat die Schweizer Regierung deshalb Ende Dezember, das Thema der ambulanten Frühbehandlung unverzüglich aufzunehmen – bisher jedoch ohne Erfolg.

Die Schweizer Schulen sollen vorerst geöffnet bleiben. Zumindest für die Grundschulen ist dieser Entscheid medizinisch richtig: Alle hochwertigen Studien zeigen, dass das Erkrankungs- und Übertragungsrisiko bei Kindern sehr gering ist und Lehrer kein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Bei Jugendlichen in und nach der Pubertät ist die Datenlage jedoch weniger eindeutig.

Schweizer Medien brachten zuletzt einige Meldungen über angeblich junge Coronatote, die sich aber in allen Fällen als falsch herausstellten. Der “Impftote” von Luzern hingegen wird weiterhin abgestritten, obschon eine Impfunverträglichkeit vorlag. Norwegen rät nach bereits zwei dutzend Todesfällen inzwischen offiziell von der Impfung von “gebrechlichen Personen über 80 Jahren” – also der Corona-Hauptrisikogruppe – ab (mehr dazu).

Die Schweizer Mortalitätsstatistik für 2020 zeigt folgendes Bild: Im November und Dezember lag mit 0.1% eine sehr hohe Mortalität vor, die letztmals im Januar 1970 und 1990 erreicht wurde. Die Jahresmortalität von 0.86% wurde zuletzt im Grippejahr 2000 übertroffen. Die Jahres­über­sterblichkeit liegt bei etwa 7400 Personen oder circa 10%, ein sehr hoher Wert, der letztmals durch die starken Grippewellen der 1960er-Jahre erreicht wurde (siehe Grafiken unten).

Das Medianalter der Corona-Todesfälle liegt bei 86 Jahren, circa 60% erfolgten in Pflegeheimen. Unter 70 liegt keine Übersterblichkeit vor, das Hauptrisiko besteht hier in post-akutem “long covid”, gegen das sich Ivermectin in ersten Studien ebenfalls als wirksam erwies. Die Antikörper-Seroprävalenz dürfte schweizweit bei etwa 20% liegen. In Stockholm, Madrid und Bergamo zeigte sich ab circa 30% Seroprävalenz eine deutliche Verlangsamung des Infektionsgeschehens.

Bezüglich Corona-Mortalität liegt die Schweiz derzeit ziemlich genau im EU-Durchschnitt und gleichauf mit Schweden. Die diversen Maßnahmen hatten mithin kaum einen Einfluss. Allerdings wird die Situation bis zum Frühling weiterhin sehr angespannt bleiben. Das politische Referendum gegen das Schweizer Corona-Gesetz kam zuletzt mit 90.000 Unterschriften zustande.

Grafiken zur Mortalität

1) Mortalität 1900 bis 2020 (ohne Alterskorrektur)

Schweiz: Mortalität 1900 bis 2020 (Daten: BFS; keine Alterskorrektur)

2) Bevölkerung und Mortalität 65+ (1971-2020) (mehr dazu)

Schweiz: Bevölkerung und Mortalität 65+, 1971-2020 (Daten: BFS)

3) Mortalität nach Altersgruppen (1971-2020)

Schweiz: Mortalität nach Altersgruppe (Daten: BFS)

4) Kumulative Mortalität, Spitzenjahre seit 1950

Schweiz: Kumulative monatliche Mortalität in Spitzenjahren (Daten: BFS)

5) Kumulative Übersterblichkeit 2010-2020

Kumulative Übersterblichkeit 2010-2020 (Stotz/BFS)

Siehe auch


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