Ein Vitamin gegen Desinformation

“Corona-Risiko”: Schlagzeilen zu Vitamin D bei ZDF, Tamedia, Salzburger Nachrichten

Publiziert: 22. Mai 2021

Wer sich in der Corona-Pandemie auf die traditionellen Medien verließ, wurde im Wesentlichen einmal mehr von A bis Z in die Irre geführt. Ein aktuelles Beispiel illustriert nochmals eindrucksvoll, wie die Propaganda-Maschinerie aus Agenturen, Medien und “Faktencheckern” funktioniert.

So berichteten diese Woche zahlreiche Medien in Deutschland, der Schweiz und Österreich nahezu gleichzeitig und in nahezu gleichem Wortlaut, Vitamin D reduziere laut einer neuen Studie “das Corona-Risiko” nicht. Zunächst: Wie gelingt – ob bei medizinischen oder bei politischen Themen – eine solch weiträumige “Gleichschaltung” scheinbar unabhängiger Medien?

SPR-Leser kennen die Antwort: durch Nachrichtenagenturen. Die Meldung stammte von der US-Agentur UPI, wurde von der deutschen Agentur DPA in Berlin übernommen, von dort von der Schweizer SDA und der Wiener APA kopiert, und schließlich von den traditionellen Medien ihren gutgläubigen Lesern oder Zuschauern vorgesetzt – der klassische Propaganda-Multiplikator.

Die Agenturmeldung wurde dabei noch in bewährter Manier irreführend formuliert, denn mit “Corona-Risiko” ist in der Studie nicht etwa das Risiko einer Corona-Erkrankung oder sogar einer schweren Corona-Erkrankung gemeint, sondern das reine Infektionsrisiko, auf das Vitamin D kaum einen Einfluss haben kann. Insofern war bereits die Studie an sich etwas irreführend angelegt.

Die Aktion der DPA könnte eine Reaktion auf eine kürzliche Propaganda-Panne bei der ARD gewesen sein. Diese berichtete zuletzt nämlich über eine neue Mitteilung des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), wonach die Einnahme von Vitamin D für Personen mit Vitamin-D-Mangel sehr wohl sinnvoll sein kann, um das Risiko einer (schweren) Corona-Erkrankung zu reduzieren.

Durch den Bericht zur BfR-Mitteilung stellte die ARD indes ihre eigenen “Faktenchecker” bloß, die diese Aussage kurz zuvor noch als “Desinformation” bezeichnet hatten. Die ARD korrigierte in der Folge jedoch nicht etwa den falschen “Faktencheck”, sondern löschte den Artikel zur BfR-Mitteilung.

Die Risikogruppen warten derweil auch nach einem Jahr noch auf ein Vorsorgeprotokoll.

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