Russische Propaganda

Der russische Regierungssitz (Kreml) in Moskau

Aktualisiert: Februar 2022
Publiziert: November 2018
Sprachen: Deutsch / Englisch

Wie funktioniert russische Propaganda, und was macht sie so wirkungsvoll?

Das Grundprinzip ist universell und fokusiert auf macht­re­le­vante Dis­so­n­an­zen und Dis­kre­panzen in den Ziel­ländern, kombiniert mit der positiven Dar­stel­lung der eigenen Ambitionen.

Zu den wichtigsten Techniken zählen dabei nicht »Fa­kes« – die widerlegt werden können – son­dern eine geschickte Wahl von Themen, As­pek­ten und Inter­view­part­nern. Da man selbst keinen neutralen Jour­na­lis­mus verspricht, wird er vom Publikum auch nicht erwartet.

Am wirkungsvollsten ist dieser Ansatz, wenn eine Einseitigkeit oder Unvollständigkeit der westlichen Berichterstattung nachgewiesen und dadurch das Vertrauen ins westliche Mediensystem insgesamt erschüttert werden kann – siehe Slogans und Formate wie Question More oder Der Fehlende Part.

Progressiv wirkend, ist das übergeordnete strategische Ziel dennoch die mediale Unter­stüt­zung der russischen Außenpolitik – im Frieden wie im Krieg. Am besten lässt sich dies bei wechselhaften diplomatischen Beziehungen beobachten, etwa zu Ländern wie Frankreich, Israel oder der Türkei.

Zu bedenken ist ferner, dass russische Auslandsmedien von einer Regierung finanziert werden, deren Einnahmen wesentlich aus dem Export von fossilen Rohstoffen und militärischen Gütern stammen.

Für westliche Kritiker aus den unterschiedlichsten politischen Richtungen ist ein solches Programm – ob zur Information oder als Plattform – gleichwohl at­trak­tiv. Westliche Medien geraten hingegen in ein Dilemma: Sollen sie die russisch geförderte Kritik aufnehmen, ignorieren, oder bekämpfen?

Weiterhin unbelegt ist hingegen eine angebliche russische Wahlbeeinflussung über Facebook oder Computerhacks. 2018 wurde eine vom US-Kongress beauftragte Beratungsfirma zudem erwischt, wie sie selbst ein »russisches Botnet« vortäuschte, um eine US-Senatswahl zu manipulieren.

Eigentliche Desinformation kommt russischerseits insbesondere dann zum Einsatz, wenn die Fakten­lage schwierig zu überprüfen ist. Zu ihrer Verbreitung werden dabei oftmals Drittparteien genutzt.

Siehe auch: Russlands heimliche Medienzentrale in Europa (T-Online, November 2018)

Westliche Projekte zu russischer Propaganda: EU versus Dis­info (EU), DisinfoPortal (USA), FaktenFinder (Deutschland), BellingCat (England), StopFake (Ukraine).

Selbsttest: Russische Propaganda

Zahlreiche Menschen sind Opfer transatlantischer Propaganda. Manche sind aber auch Opfer russischer Propaganda. Gehören Sie dazu? Machen Sie den Selbsttest und finden Sie es heraus.

  1. Russland intervenierte in Syrien, weil A) Terroristen bekämpft werden mussten, B) das Christen­tum verteidigt werden musste, C) Syrien als Klientelstaat erhalten bleiben sollte.
  2. Russland baut Nord Stream II, weil A) Erdgas ökologischer ist als Kohle, B) Putin in der Nordsee gerne tauchen geht, C) die Pipeline Polen umgeht sowie Einnahmen und Einfluss bringt.
  3. Zu den russischen Hauptexporten zählen A) Friedenstauben, B) Erdbeeren, C) Waffen und Erdöl.
  4. In Russland A) ist die Welt noch in Ordnung, B) sind die Frauen noch in Ordnung, C) ist Alkoho­lis­mus und häusliche Gewalt ein ernstes Problem.
  5. Der russische Spitzensport A) ist sauber, B) im Westen wird auch gedopt, C) betrieb systema­tisches Staatsdoping unter Mitwirkung des Geheimdienstes.
  6. Staatsnahe russische Hacker sind A) eine Erfindung der NATO, B) im Unterschied zu den CIA-Hackern von noblen Motiven geleitet, C) eine reale Bedrohung.
  7. RT-Moderatoren A) können sagen was sie wollen, B) dürfen sagen was sie wollen, C) dürfen sagen was sie wollen, solange es nicht der russischen Außenpolitik widerspricht.
  8. Wenn ich RT schaue, dann weil A) die Nachrichten objektiver sind, B) die Moderatoren sympathischer sind, C) ich an der russischen Sicht der Dinge interessiert bin.
  9. Putin integrierte die Krim, weil A) die Krim-Bewohner das so wollten, B) die Krim von ukrai­ni­schen Faschisten bedroht wurde, C) die Krim ein wichtiger russischer Militärstützpunkt ist.
  10. Die »Grünen Männchen« auf der Krim waren A) welche grünen Männchen?, B) freiwillige Aktivisten, C) russische Spezialeinheiten ohne Abzeichen.
  11. Die UdSSR im Zweiten Weltkrieg A) wollte nur Frieden, B) führte Krieg, aber nur zur Verteidigung, C) marschierte in Finnland, dem Baltikum, Polen, Rumänien und China ein, noch bevor sie selbst von Deutschland angegriffen wurde, und besetzte am Ende weite Teile Europas.
  12. Zusatzfrage: Dieser Selbsttest ist A) eine Frechheit, B) nicht ernst gemeint, C) wichtig.

Auswertung: Wenn Sie bei irgendeiner der zwölf Fragen nicht mit C) geantwortet haben, sind Sie vermutlich Opfer russischer Propaganda und sollten russische Medien kritischer konsumieren.

Siehe auch


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