Migration und Medien

Aktualisiert: November 2019
Publiziert: November 2018
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Worum geht es bei der Migration nach Europa, und warum wird sie von den etablierten Medien zumeist begrüßt, während ihre Ursachen und Folgen kaum kritisch hinterfragt werden?

Es geht um Geoökonomie: Ab circa 2025 wird die Bevölkerung in den reichen Ländern erstmals seit der Industriellen Revolution insgesamt schrumpfen, wodurch das auf anhaltendes Wachstum angewiesene Wirtschafts­system und die zugehörigen Finanzmärkte innerhalb kurzer Zeit kollabieren würden.

Um dies zu verhindern und zugleich mit Blick auf die Globalisierung die traditionellen, kleinräumig-national­­staatlichen Strukturen zu überwinden, wurden Mechanismen zur raschen Aufnahme von mehreren Millionen Migranten insbesondere aus dem afrikanischen und arabischen Raum geschaffen.

Tatsächlich war der ehemalige UNO-Mi­gra­tions­beauftragte Peter Sutherland zuvor Ge­ne­ral­di­rek­tor der Welt­handels­organisation, Wett­be­werbs­kommissar der EU sowie Präsident von Goldman Sachs Inter­na­tional. Bereits 2012 empfahl er der EU mit Blick auf Wachstum und Globalisierung, »ihr Möglichstes« zu tun, um die »ethnische Homogenität« der EU-Staaten durch Migration zu »unterminieren«.

Medial wird dieses geoökonomisch motivierte, »historisch einzigartige Experiment« der gesell­schaft­li­chen Transformation durch ein humanitäres Narrativ flankiert, während ablehnende Politiker, die sich am »gemeinen Volk« statt an der globalen Strategie orientieren, zu »Populisten« wurden.

Die etablierten Medien wandelten sich mithin nicht von »rechts« nach »links«, sondern sie blieben eliten- und wachstumsorientiert. Früher gegen Sozial­progressive, heute gegen National­konservative: Po­li­tische Gegner und Gehilfen tauschten die Rollen, doch das übergeordnete Ziel blieb das­sel­be.

Die Migrationspolitik sollte ursprünglich ergänzt werden durch internationale Frei­handels­zonen wie TTIP und TPP. Auf diese Weise würde ein integrierter Milliardenmarkt mit über 50% der weltweiten Wirtschafts­leistung entstehen, der es im 21. Jahrhundert mit China aufnehmen könnte.

Die unerwartete Wahl des migrations- und freihandelskritischen US-Präsidenten Trump sowie der uner­wartete Ausgang der Brexit-Abstimmung waren hingegen schwere Rückschläge für diese Strategie.

Geoökonomie: Demographie, Freihandel und Migration

Worum es bei der Migration nach Europa nicht geht

  1. Es geht nicht um ein ungewolltes Phänomen, denn Migration wird gefordert und gefördert.
  2. Es geht nicht um Humanitarismus, denn sonst würden die Ursachen – insbesondere Kriege und wirtschaftliche Ungleichheit – bekämpft. Doch das Gegenteil ist der Fall.
  3. Es geht nicht um Facharbeiter, denn diese müssten gezielt akquiriert werden – was im Falle von Entwicklungsländern jedoch ethisch fragwürdig wäre.
  4. Es geht auch nicht um unqualifizierte Arbeitskräfte, denn erstens verfügt Europa bereits selbst über mehrere Millionen Arbeitslose (inkl. Jugendarbeitslose), und zweitens entfallen durch Automatisierung in den kommenden Jahrzehnten weitere Millionen Arbeitsplätze.
  5. Es geht nicht um eine klassische Anwendung der sog. »Migrationswaffe« gegen Deutschland oder Europa, denn die Migration wird von den europäischen Eliten selbst gefordert, und sie betrifft auch die Siegerstaaten des Zweiten Weltkriegs wie England, Frankreich und die USA. Gleichwohl ist es zutreffend, dass durch die Migrationspolitik die national­staatlichen Strukturen mittelfristig in größere geoökonomische Entitäten überführt werden können (vgl. Sutherland-Zitat oben).

Der Engpass des modernen, hochproduktiven Wirtschaftssystems sind nicht die fehlenden Arbeits­kräfte, sondern die fehlenden Konsumenten. Schrumpfende Nationalstaaten haben in der globali­sierten Welt des 21. Jahrhunderts insbesondere mit Blick auf China einen besonders schweren Stand.

Demographisch stagnierende oder schrumpfende Staaten wie Deutschland und Japan konnten ihr Wirtschaftswachstum seit ca. 2000 nur noch durch hohe Exportüberschüsse erhalten. Dieses Export­wachstum war wiederum primär aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas möglich.

Beispielsweise sank die Zahl der Herkunftsdeutschen in der BRD zwischen 2005 und 2018 von 66,4 Millionen auf 60,8 Millionen. 60 Millionen Einwohner hatte Deutschland zuletzt um 1900.

Im selben Kontext ist die moderne Tiefzinspolitik zu sehen: Auf diese Weise soll das fehlende demographische und reale Wachstum kompensiert und Aktien- und Immobilienmärkte stabilisiert werden. Dies wiederum erfordert mittelfristig den Wechsel in ein digitales Geldsystem, um die Ent­nahme von Bargeld aus dem Bankensystem bei potentiell negativen Zinsen zu verhindern.

Doch wovon leben die Menschen, wenn sie als Arbeitskräfte nicht mehr benötigt werden, wohl aber als Konsumenten? Von Sozialhilfe bzw. einem Grundeinkommen, das durch Verschuldung oder Geld­schö­p­fung generiert wird – ein Konzept, mit dem sich auch das World Economic Forum bereits befasst.

Eine Alternative würde die Abkehr vom wachstumsorientierten Wirtschaftsmodell erfordern und so­mit die größte Umwälzung seit der Industriellen Revolution bedeuten. Allerdings wäre selbst damit die geostrategische und ökonomische Herausforderung durch das »Reich der Mitte« noch nicht gelöst.

Kritiker einer wachstumsorientierten Migration wie etwa der langjährige Direktor der UNO-Division für Be­völ­ke­rungs­entwicklung, Joseph Chamie, sprechen hingegen von einer »Ponzi-Demographie« mit unabsehbaren Folgen für die Gesellschaften der Herkunfts- und Zielländer sowie für die Umwelt.

Siehe auch

Zusatz: Der »Kampf der Kulturen«

Einige Medien und Organisationen nutzen die teilweise gravierenden Komplikationen der modernen Massen­migration insbesondere aus islamischen Län­dern zusätzlich zur Promotion einer eigenen geo­po­li­tischen und psychologischen Strategie: dem »Kampf der Kulturen«.

Diese Medien und Organisationen berichten einerseits schonungslos und im Allgemeinen korrekt über die realen Probleme im Zusammenhang mit vorwiegend muslimischen Migranten, versuchen diese Probleme jedoch ande­rer­seits auf den Islam und islamische Länder als Ganzes zu generalisieren.

Eine zentrale Rolle spielen in diesem Zusammenhang insbesondere das von pro-israelischen US-Mil­liar­­dä­ren finan­zierte »Gatestone Institute« sowie dessen internationale Ableger und Partner, da­run­ter auch einige reichweitenstarke Plattformen und Publizisten im deutschsprachigen Raum.

Das Problem mit dieser Darstellung ist einerseits, dass islamische Länder wie Afghanistan, Iran oder Irak bis zu den – oftmals westlich initiierten – Kriegen und Regime­wechseln in den 70er- und 80er-Jahren durchaus gesellschaftlich liberal waren – gerade auch gegenüber Frauen –, und dass anderer­seits Saudi-Arabien als Zentrum und Finanzier des radikalen politischen Islams bekanntlich einer der wich­­tig­s­­ten westlichen und israelischen Verbündeten im Nahen Osten ist.

Kabul, Baghdad und Teheran in den 1970er Jahren


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