Anschlag auf die Forschungsfreiheit

Der Schweizer Historiker Daniele Ganser

Publiziert: März 2016
Aktualisiert: Feb. 2024

Wie frei sind Schweizer Forscher, wenn es um geopolitisch brisante Themen geht?

FacebookHinweis: Dr. Ganser ist nicht Mitglied der SPR-Forschungsgruppe und kennt keines ihrer Mitglieder.

So ergeht es US-kritischen Forschern in der Schweiz: Der Historiker Dr. Daniele Ganser geriet 2006 nach einer öffentlichen Inter­vention der amerikanischen Botschafterin unter Druck und musste seine Forschung an der ETH Zürich schließlich aufgeben. Ganser forschte zu verdeckter Kriegs­führung und inszeniertem Terror durch die NATO im Kalten Krieg sowie zu den Anschlägen vom 11. September 2001 (siehe den Artikel im ETH-Magazin von 2005: 9/11: Terror, Lug und Trug).

Der Zürcher Tages-Anzeiger berichtete 2011 zum Eklat um Ganser:

»Mit seiner Kritik an der offiziellen 9/11-Version und seinen öffentlichen Stellungnahmen seit 2005 hat Ganser teils heftige Reaktionen ausgelöst. Gewisse Fachkollegen hätten ihm abgeraten, seine Forschungen zu den Terror­anschlägen von 2001 weiter­zu­führen. Einige hätten zwar unter vorge­haltener Hand zugestimmt, dass vieles ungeklärt sei. Andere hätten aber gemahnt, solche Fragen seien zu politisch und könnten auch in der Schweiz eine Karriere als Wissenschaftler ruinieren, erzählt Ganser. Er sei auch beschimpft worden, selbst die US-Botschaft in Bern habe protestiert.« (WTC7 und andere Rätsel um 9/11, Tages-Anzeiger vom 7. September 2011)

Nach der ETH Zürich musste Ganser aufgrund seiner Forschung auch die Universitäten Zürich und Basel verlassen. Der emeritierte ETH-Professor Albert Stahel, der die Anschläge zusammen mit Ganser untersuchte, bestätigte in einem Interview: »Mir persönlich wurde sogar gesagt, es gibt Fragen, die darf man im Zusammenhang mit 9/11 nicht stellen. Es war fast eine Art Diffamierungskampagne. Man hat angefangen, uns beide auf breiter Front zu diffamieren.«

Seit Ganser öffentlich als NATO-Kritiker auftritt, nehmen auch die negativen Medienberichte über ihn zu: So in der Schweiz am Sonntag (»Die Ganser-Verschwörung«), der NZZ (»Die Stimmen des digitalen Untergrunds«), der WOZ (»Das Ganser-Phänomen«), der Berner Zeitung (»Das Geschäft mit dem Zweifel«), der TagesWoche (»Der Manipulator«), der SonntagsZeitung und weiteren Medien.

Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die Kampagne gegen den unbequemen Historiker im Februar 2017, als das Schweizer Fernsehen SRF in der Polit-Sendung »Arena« Ganser durch Einblendung einer privaten und gekürzten E-Mail zu diskreditieren versuchte. Dies führte indes zu einer rekordhohen Anzahl Zuschauerbeschwerden und einer Rüge durch die Ombudsstelle.

Gleichwohl wurde daraufhin die Universität St. Gallen – an der Ganser zur »Geschichte und Zukunft von Energiesystemen« unterrichtete – von mehreren Medien unter Druck gesetzt und zur Beendigung seines Lehrauftrages bewegt. Damit war Ganser aus allen Schweizer Universitäten entfernt.

Der Redaktionsleiter der SRF Tagesschau bestätigte derweil in einem bemerkenswerten Schreiben, dass sich das SRF bezüglich 9/11 trotz »vieler Ungereimtheiten« an die »offizielle Sicht der Dinge« halten müsse. Auch ein NZZ-Journalist, der auf offene Fragen zu 9/11 hinweisen wollte, wurde von seinem CEO und anderen Schweizer Journalisten sogleich öffentlich zurechtgewiesen.

Forschungsfreiheit ist ein hohes Gut. Doch wie frei sind Schweizer Forscher, wenn es um geopolitisch brisante Themen geht?

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